Realtime Theatre – Öffentlichkeit als Schauspiel
Das Projekt ist Teil einer größeren städtebaulichen Transformation,durch die sich nach dem Entwurf von Gewers Kühn + Kühn Architekten mit den Landschaftsarchitekten st raum a ein riesiger Parkplatz aus der Nachkriegszeit in ein modernes Stadtquartier mit Büros, Läden und Kultur-einrichtungen verwandelt hat.
Bereits im Architekturwettbewerb haben Gewers Kühn + Kühn Architekten den Gedanken, der virtuellen Vermittlung des Gebäudeinhalts in die Architektur integriert und auf das Objekt übertragen, um das Bühnengeschehen für die Außenwelt sinnlich erlebbar zu machen. Um einen Möglichkeitsort für die Kunst zu schaffen, wird dabei vor die Wand der Probe-bühne im Abstand von 1,50 m eine Hülle aus Glas gesetzt.
In dieser neuen Umgebung verwandelt der Künstler Olafur Eliasson mit seinem Projekt für den Marstallplatz, die Fassade des neuen Probengebäudes der Bayerischen Staatsoper in eine Art Theaterbühne aus Glas und Spiegeln. Die Ausrichtung der einzelnen Elemente und ihre changierende Farbigkeit zwischen Rot und Grün wecken dabei Assoziationen an eine zentralperspektivische Bühnenanordnung, greifen zugleich aber auch die Kupferdächer der Umgebung und den roten Innenraum des Theaters auf.
Anders als zu erwarten, ist der Passant auf dem Platz nicht nur Zuschauer, sondern auch Akteur. Denn das in den Spiegeln reflektierte Bild besteht aus zwei Komponenten: Während der obere Spiegel den Himmel über dem Platz reflektiert, zeigt der untere die Menschen und das Leben auf dem Marstallplatz. Der Platz verwandelt sich mit diesem Eingriff gleichermaßen in ein Auditorium und in eine Bühne.
Gerade in der Umgebung des neuen Stadtquartiers interpretiert die Installation auf subtile Weise das Werdende. Denn die Wahrnehmung der eigenen Bewegungen auf der großen Bühne erinnert daran, dass Öffentlichkeit erst dort entsteht, wo Menschen den öffentlichen Raum ganz bewusst für sich entdecken und entsprechend frei nutzen: „Ich habe versucht, einen öffentlichen Raum intensiver erlebbar zu machen, indem ich den Echtzeit-Raum eines “Theaterstücks” auf die Fassade am Marstallplatz projizierte. Dadurch wird man angeregt, über sich selbst und den Raum nachzudenken, in dem man sich gerade aufhält. Dadurch definiert sich die Gesellschaft außerhalb des Theatergebäudes.“
Realtime Theatre – Staging the public
This project is part of a larger urban reconstruction project which transformed a huge post-war parking lot into a new urban quarter with offices, shops and cultural buildings designed by Gewers Kühn + Kühn architects with the landscape architects st raum a, Berlin.
In the competition phase, architects Gewers Kühn + Kühn had already thought about integrating virtual communi-cation of the building contents into the architecture and transferring this to the object, thus allowing the outside world to experience the stage events inside. In order to create a potential space for the artwork, they set a glass shell 1.5 metres in front of the rehearsal stage wall.
In his concept for the façade of the new rehearsal studio building for the Bavarian State Opera in Munich, the artist Olafur Eliasson has redefined the front of the building as a form of theatre stage facing onto the Marstallplatz, one of the city's main squares. Through his work, the square becomes both auditorium and stage.
The central perspective stage layout of the theatre defined by the mirror and glass creates, when seen from the square, a reflected image in red and green, which echoes the green copper rooftops in the area and the red backdrop on the façade (and in the theatre).
The reflected images in the mirrors have two separate components: The large lower mirror reflects the social activity and life on the Marstallplatz and the upper mirror reflects the sky above the square. Eliasson thus uses both the public area next to the building and the sky above it in his installation: “I have focused on giving a stronger experience of a public space through viewing and engaging in the Marstallplatz using the realtime/space “theatre play” on the façade. It is a way of reflecting upon yourself and the space in which you happen to be – the definition of society outside the theatre building”.